18. NOVEMBER 2024 I Die Vereinsgeschichte
Marco Klemmt
Wir wollen dazu beitragen, Armut und Ungerechtigkeiten in der Welt zu beseitigen. Der Schlüssel liegt für uns in zukunfsfähigem Wirtschaften und Fairem Handel(n). Dazu gehören nachhaltige Produktions-, Handels- und Konsumweisen, die zur Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele und der Menschenrechte weltweit beitragen, allen Menschen ein gutes Leben ermöglichen und dabei die natürlichen Lebensgrundlagen bewahren. Dazu braucht es eine engagierte Zivilgesellschaft, innovative Unternehmen und eine mutige Politik, die andere Rahmenbedingungen setzen will. Global. Europa- und bundesweit. Aber natürlich auch hier bei uns in Schleswig-Holstein.
Gegründet im November 2010 als gemeinnütziger Förderverein des Weltladens Heide setzten wir in den ersten Jahren zunächst eine entsprechende Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit in der „Marktstadt im Nordseewind“ um. Etwa zu den jährlichen Aktionstagen „Weltladen-Tag“ oder „Faire Woche“. Zu dieser Zeit bestand der Verein ausschließlich aus den ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen des Weltladens.
Das Jahr 2013 hat unsere Art und Weise, uns zu engagieren nachhaltig stark verändert, und wirkt bis heute nach. Zum einen waren wir das erste Mal Träger einer landesweiten Kampagne. Mit „10% kann jedeR“ wollten wir Menschen motivieren, einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Lebensweise zu leisten. Zum anderen startete in diesem Jahr das bundesweite Eine Welt-Promotor*innen-Programm. Wir waren einer der ersten Einsatzorte in Schleswig-Holstein und sind wirklich stolz darauf, dass wir es als einziger auch noch bis heute sind.
Fachpromotor*innen bereichern unsere Arbeit
Durch den ersten Fachpromotor für faire Beschaffung wurde aus dem Einsatzort Heide das Einsatzgebiet Schleswig-Holstein. Denn die Fachpromotor*innen (heute für zukunftsfähiges Wirtschaften) sollten landesweit Impulse setzen. In unserem Falle bedeutete dies vor allem: einerseits die Initiative „Fairtrade-Towns“ auch in Schleswig-Holstein mit Leben zu füllen und andererseits die Menschen, die im Bereich der öffentlichen Beschaffung tätig sind, im Rahmen der Nachhaltigkeitsdebatte auch für die sozialen und globalen Aspekte zu sensibilisieren.
Ein wichtiges Ergebnis dieser Arbeit sind die vielen, neu zertifizierten Fairtrade-Towns, von denen unsere Fachpromotor*innen einige mit auf den Weg gebracht haben sowie die Etablierung eines jährlichen landesweiten Netzwerktreffens der fairen Kommunen. Auch die Beschaffer*innen und andere Engagierte treffen sich mittlerweile ebenfalls seit über 10 Jahren, um sich auszutauschen und von neuen Ideen und Produkt(linien) für eine faire und nachhaltige Beschaffung zu hören. Organisiert vom BEI und uns in Kooperation mit dem Ministerium Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN), der Regionalen Netzstelle Nachhaltigkeitsstrategien Nord (RENN.Nord) sowie seit 2019 mit dem Kompetenzzentrum für Nachhaltige Beschaffung und Vergabe (KNBV).
Anfang 2019 haben wir die Anstellungsträgerschaft für die Fachpromotor*innen übernommen. Dies war ein wirklich großer Meilenstein für unseren Verein und führte zunächst zu neuen und großen Herausforderungen für den ehrenamtlichen Vorstand – waren sie doch plötzlich nicht nur Engagierte, sondern zugleich auch noch Arbeitgeber*innen. Aber so konnten wir unsere Arbeit verstetigen.
Von Heide über Kiel und Berlin nach Brüssel…
Wir haben uns Dank unserer verschiedenen Fachpromotor*innen von einem lokal aktiven Fair-Handels-Verein zu einem landesweiten Ansprechpartner für zukunftsfähiges Wirtschaften entwickelt. Zusammen mit dem BEI beraten, begleiten, initiieren und gestalten wir Prozesse auf Landes- und Bundesebene (etwa bei der Weiterentwicklung des Vergaberechts, dem Lieferkettengesetz). Organisiert im BEI stehen wir auch über die Landesgrenzen hinaus im Austausch mit anderen entwicklungspolitischen Akteuren, insbesondere auch über den bundesweiten Zusammenschluss der entwicklungspolitischen Landesnetzwerke, die agl.
…und trotzdem bodenständig/lokal verankert
Für uns ist dies eine spannende Arbeit, da wir Impulse aus der Region aufgreifen und umgekehrt bundesweite Aktionen auf die lokale Ebene rückkoppeln können. Wie etwa bei der Initiative „FaireKITA“. Die Idee entstand in Nordrhein-Westfalen, fand Zuspruch in anderen Bundesländer. Seit 2022 zeichnen wir in Kooperation mit dem BEI engagierte Kitas in Schleswig-Holstein aus. Für uns liegt der Reiz in diesem Konzept darin, dass es nicht nur darum geht, Kindern „fair von Anfang an“ mit auf ihren Weg zu geben, sondern vor allem auch die Kita in Gänze (sprich: Erzieher*innen, Köch*innen und auch die Eltern) mit an Bord zu nehmen. Neben der Beschaffung liegt der Fokus ganz klar auf Globalem Lernen zum Fairen Handel. Interessierten Kitas bieten wir neben Beratung auch pädagogisches Material zum Ausleihen an. Etwa unsere „Bildungs-Büddel“ zu verschiedenen Fair-Handels-Produkten.
Oder wie bei der weltweiten Initiative „Fairtrade-Towns“. Faire Kommune sind für uns ein guter Ansprechpartner, um neben dem Fair-Handels-Gedanken auch andere (handels-, wirtschafts- und gesellschafts-) politische Anliegen einer nachhaltigen Entwicklung kommunal anzugehen. Wir engagieren uns daher lokal in Meldorf und Heide in den dortigen Fairtrade-Town Steuerungsgruppen und unterstützen auch die anderen Fairtrade-Gemeinden an der Westküste punktuell. Zudem vernetzen wir die Fair-Handels-Engagierten an der Westküste und sind dabei immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, den Fairen Handel noch sicht- und erlebbarer zu machen.
Neue Schwerpunkte – Neue Zielgruppen – Neue Erfolge
Bei unserem Engagement bauen wir Brücken zwischen Akteuren, die bisher noch nicht in Kontakt zueinander standen, bringen Impulse in auch für uns neue Zielgruppen ein und fördern deren Zusammenarbeit untereinander und mit uns.
In den letzten Jahren haben wir uns mit einer ganz besonderen Zielgruppe beschäftigt: lokaler Tourismus in globaler Verantwortung. Wir wollen dazu beitragen, dass fair gehandelte Produkte auch im inländischen lokalen Tourismus verstärkt genutzt werden und integraler Bestandteil von nachhaltigem Tourismus sind. Wir arbeiten daher mit Verbänden wie der IHK ebenso zusammen wie mit der Tourismusagentur Schleswig-Holstein, lokalen Tourismusorganisationen und einzelnen Unternehmen der Touristikbranche. Denn für uns ist eine wahrhaft nachhaltige Entwicklung nur mit der Berücksichtigung eines fairen Handels erreichbar. Schleswig-Holstein als einer der Tourismus-Hotspots in Deutschland kann da eine Vorreiterrolle einnehmen.
„fair am meer.“ – da geht noch mehr
Um den Fairen Handel an der Westküste auch bei Konsument*innen sichtbarer zu machen, haben wir in 2024 die Plattform „fair am meer.“ gestartet. Online soll sie sich als Anlaufstelle für die Aktivitäten rund um den Fairen Handel an der Westküste etablieren. Vor Ort wollen wir mit „fair am meer.“ gemeinsam mit den Fairtrade-Towns, den lokalen Tourismusorganisationen und anderen Engagierten auch außerhalb der fairen Kommunen faire Events umsetzen – für Einheimische und Tourist*innen.
Da hingehen, wo die Menschen sind
Gerade im ländlich geprägten Dithmarschen und Nordfriesland möchten wir neue Wege in der entwicklungspolitischen Arbeit gehen. Um unsere Themen auch hier bestmöglichst in die Bevölkerung zu transportieren, organisieren wir mehrmals im Jahr öffentliche Events. Unsere Erfahrung hat uns gelehrt, dass es sehr spannend sein kann, auch da hin zu gehen, wo die Menschen bereits sind – und nicht unbedingt was Eigenes, Neues zu kreieren. Wir gehen in bestehende, vermeintlich themenfremde Netzwerke, wir nutzen gesellige Anlässe wie Stadtradeln, Sportevents.
Welt im Wandel – Eine Welt im Blick im Wandel
Die Welt ist im Wandel. Angesichts der großer globalen Krisen wie dem Klimawandel, der immer weiter auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich, dem Verlust der Artenvielfalt und den Kriegen und gewaltsamen Konflikten oder dem politischen Rechtsruck ziehen sich viele Menschen immer mehr ins private zurück. Oft mit einem Gefühl der Machtlosigkeit.
Auch unser Verein hat sich gewandelt. Wir haben uns nicht nur professioneller aufgestellt und werden als kompetenter Partner wahrgenommen, heute sind wir nicht mehr nur auf lokaler und regionaler Ebene tätig, sondern auch verstärkt landesweit. Und manchmal vertreten wir die „faire Stimme“ Schleswig-Holsteins auch bundesweit. Wir vernetzen uns hier im Land und wollen damit auch ein Zeichen gegen die vermeintliche Machtlosigkeit setzen.
Denn: Wir haben nur diese eine Welt und wir werden uns auch in Zukunft für einen fairen Handel, eine faire Beschaffung und ein zukunftsfähiges Wirtschaften einsetzen. Für ein anderes Produzieren, Handeln & Konsumieren: fair. zukunftsfähig. nachhaltig.
Wer mehr über unsere Arbeit erfahren möchte:
Website: www.eine-welt-im-blick.de
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